Projekt Kenia
TCM ohne Grenzen im Kinderdorf in Kenia
Herzlichst wurden wir mit Blick aufs Meer von der Familie Dürr und dem ganzen Team im Feriendorf empfangen. Die Ferienanlage mit den 3 Bungalows für uns 3 Familien war unser Daheim für die nächsten 2 Wochen. Hier lässt es sich traumhaft leben: neue, gepflegte Bungalows, grosser Pool, Meeresbrise und 5 Sterne Küche zu fairen Preisen. Und das Beste: das ganze Geld fliesst wieder in das Kinderdorf.
Zur ganzen Geschichte
Familie Dürr machte vor mehr als 20 Jahren Urlaub an den schönsten Touristenstränden von Kenia. Das veränderte ihr Leben komplett. Gudrun zog von Deutschland mit ihren zwei jüngeren Kindern für immer nach Kenia, um den Kindern in Msambweni zu helfen und Nice View zu gründen. Vor 20 Jahren gab es da noch kein Strom, kein Internet und keine Handys. Sie lebten in einfachen, nicht ganz regensicheren Hütten ohne Wasser und Strom. Für einen Anruf ins Heimatland fuhren sie alle 2 Wochen ins touristische Nachbardorf. Zum Duschen gab es einen Kessel Wasser, die Wäsche wurde von Hand gewaschen und zum Bügeln diente ein antikes Kohlebügeleisen, welches zuvor in Deutschland als Deko rumstand. Unglaublich, was diese Familie geleistet hat und immer noch leistet. Sie haben das Waisendorf aufgezogen, welches ständig weiter wächst, die Schule auch für Kinder aus der Umgebung gegründet, eine Klinik erstellt, eine Schreinerei und Schneiderei aufgemacht und viel Farmland, welches vor allem für die Selbstversorgung des Kinderdorfes genutzt wird, angebaut. Und der neuste Bau ist eben die Ferienanlage Paradies Garden. So haben sie über 100 Arbeitsplätze in der Umgebung geschaffen und können auch die Kinder vom Kinderdorf nach Schulabschluss, wenn sie nicht studieren möchten, weiter in ihren Betrieben beschäftigen. Und das alles mit Spendengeldern vor allem aus Deutschland und der Schweiz. Demnächst werden die Jugendhäuser fertig gebaut, damit die grösseren Jugendlichen auch nach 18 Jahren weiterhin ein schönes Zuhause haben. Bei Nice View geht es nicht nur alleine darum den Kindern ein Dach über dem Kopf zu bieten – nein, Nice View das ist Familie, eine grosse Familie und so wird es auch gelebt und gepflegt. Die Kindern dürfen hier nach ihren meist traumatischen Erlebnissen wieder ganz normale Kinder sein. Im Kinderdorf wird gelernt, gespielt, gegessen, geschlafen, geträumt, aber vor allem auch ganz viel gelacht, getanzt und gefeiert.
Am nächsten Tag ging es mit den Velos von der Ferienanlage zum Kinderdorf. Die Wege bestehen aus rötlichem Sand mit vielen Schlaglöchern und Rindern und Ziegen, die man umfahren muss. Wer zum falschen Momenten nicht genug in die Pedal tritt, bleibt im Sand stecken. Und ab und zu muss man bremsen, sofern man eine Bremse hat, weil ein aufgeschrecktes Huhn den Weg kreuzt. Zwischendurch kreuzt auch mal ein Auto, auf der richtigen Seite, sofern man daran gedacht hat, dass Linksverkehr gilt. Kinder aus dem Dorf begrüssten uns mit «Jambo Jambo, Muzungu», was soviel heisst wie «hallo hallo Weisser». Am Tor des Kinderdorfes wurden wir herzlich vom Wachmann begrüsst und eingelassen. Das Kinderdorf ist sehr gross, besteht aus verschiedenen Schultrakten, Kindergarten, Day Care, Wohnungen für die Mädchen und Wohnungen für die Jungs, Küche, Esssaal sowie Musikräume, Yogaraum, Informatikzimmer, Schneiderei, Büros und sogar ein Raum für die Geburtstagsgeschenke der Kinder gibt es. Die schönsten Spenden werden auf die Seite gelegt für die Geburtstage. Einmal pro Monat werden alle Kinder, welche in diesem Montag Geburtstag haben, gefeiert und beschenkt. Der grösste Platz nimmt das Fussballfeld ein, in jeder freien Minute wird gekickt mit und ohne Schuhen. Ein weiterer grosser Platz liegt ausserhalb des Areals, der Sportplatz, wo nachts die Schweine grasen. Auch Perlhühner, Hasen und Hunde gehören zum Kinderdorf. Auf dem Areal gibt es viele Bäume und auch einen grossen Gemüsegarten.
Wir platzierten unsere Velos und wurden schon von vielen «gwundrigen» Kinderaugen aus den Klassenzimmer beäugt. Die Räume sind alle halboffen und schön schattig, da das Wetter meistens sehr warm ist. Die Leiterin des Kinderdorf, eine stämmige, grosse Kenianerin um die 35 Jahre alt, sowie die jüngere, kleinere Sozialarbeiterin nahmen uns in Empfang. Sie zeigten uns die ganze Schule und alle Räume. War sehr eindrücklich wie gut alles organisiert und durchgeplant ist. Die Wohnungen der Kinder bestehen aus einer gemütlichen, grossen Stube mit Fernseher, welche das Zentrum bildet und rundherum sind die Schlafzimmer und Badezimmer angegliedert. Die gleichaltrigen Kindern schlafen in 4-6er Zimmer in Stockbetten zusammen mit einer Mamma. Alle Mamas sind für alle Kinder da, aber jede Mamma hat auch «ihre» Gruppe an Kindern mit denen sie am Tisch isst und das Zimmer teilt. Die Mamas sind Betreuerinnen rund um die Uhr und für all das zuständig, was Kinder so brauchen. Für den Schulunterricht sind die Lehrer da. Und in der Küche gibt es eine Kochmannschaft und einen ausgezeichneten Bäcker. Es wird alles selbstgemacht, sogar die Nudeln. Vor dem Essen wird jeweils gesungen und gebeten. Jeden Samstagabend gibt es eine Party, da werden verschiedene Tanzaufführungen gezeigt und es wird gelacht und getrommelt. Alle Kinder sind mit dabei: der geistig behinderte Moses juchzt fröhlich vor sich hin und der zweimonatige Barack schläft friedlich während sein Kinderwagen umzingelt ist vom Sing- und Tanzkreis. Nice View – das ist Familie.
Wir hatten auch die Gelegenheit die Nice View Klinik, welche 20 holprige, kenianische Fahrradminuten entfernt liegt, anzuschauen. Die Klinik besteht aus einem Empfang, Labor, Apotheke, Gebärsaal, Operationssaal für kleine Eingriffe, drei Stationszimmer jeweils separat für die Männer, Frauen und Kinder, Sprechzimmer des Arztes sowie dem Aufklärraum für Verhütung und HIV Prävention. Die Frauen können hier auch heimlich eine 3 Monatsspritze oder ein Implantat erhalten. Medikamente für HIV Betroffene werden gratis abgegeben. Alles ist sehr sauber, die Toiletten auf Schweizer Standard. Es arbeiten pro Schicht jeweils ein Arzt und zwei Krankenschwestern. Akupunktur ist völlig unbekannt. Für TCM ohne Grenzen ist es immer wichtig, die Menschen vor Ort auszubilden, damit sie unabhängig bleiben und selbständig arbeiten können. In diesem Einsatz ging es darum, abzuchecken was überhaupt möglich ist. In der Klinik würden sie eine Schulung der Hebammen und des Pflegepersonals begrüssen, speziell für die Schwangeren, unter der Geburt sowie für die Wöchnerinnen. Es ging auch darum rauszufinden, welche Probleme sie überhaupt haben. Das unterscheidet sich – zum Beispiel zu wenig Milch in der Stillzeit das kennen sie gar nicht. Für einen nächsten Einsatz vor Ort ist diese Schulung im Plan.
Nach all den Besichtigungen und heiss-schwülen 28 Grad gab es eine Abkühlung im Pool. Ab der Dämmerung und das ist bereits ab 17.30 Uhr sollten zur Malariaporphylaxe lange Kleider getragen und Antibrumm oder ähnliches eingesprayt werden. Die Malariaprophylaxe war ein grosses Thema schon in der Vorbereitung. Seit wenigen Jahren haben sie ein ständig wachsendes Problem mit Malaria, auch Kinder im Dorf und Mitarbeiter waren schon betroffen trotz Prävention und Mückennetze. Ich habe mich im Vorfeld im Tropeninstitut der Uni Zürich beraten lassen, da bin ich ganz hardcore in der Schulmedizin gelandet und mich dann aber für Artemisia von Kingnature als Prophylaxe entschieden. Es sind keine Impfungen für Kenia obligatorisch, auch Gelbfieber nicht. Wer gerne eine Einsatz vor Ort leisten möchte, sollte sich im vornherein gut informieren und selber entscheiden, was für ihn stimmt. Ich selber hat nur wenige Stiche, aber nie eine Mücke gesehen und wurde auch nachts nie gestochen (Malariamücken sind nur nachts aktiv). In den Ferien in Italien habe ich mehr Mückenstiche. Mein Sohn hatte null Stiche. Nach der Abkühlung im Pool, trafen wir uns alle auf der grossen Poollounge und lasen oder machten Spiele bis gerufen wurde: «Dinner is ready».
Dinner bestand aus einem kleinen Buffett mit alles Selbstgemachten. Es gab kenianisches Essen, aber auch deutsche Küche, viel Fisch, einheimische Früchte und das wichtigste: immer einen Dessert, dem niemand widerstehen konnte. Und am Morgen ging es wieder von vorne los mit selbstgebackenen Brötchen, Früchte, Eierspeisen, Crêpes, Gebäcke und Bohnen. Es fehlte an nichts!
Mit Gudrun Dürr, der Gründerin, besprachen wir wie wir am besten vorgehen sollen mit den Behandlungen. Wir starteten mit den Behandlungen der Kinder, die bettnässen. Es waren 7 Kinder im Alter von 6-13 Jahren. Die meisten nässen jede Nacht ein, teilweise sogar mehrmals. Die Kinder lagen alle nebeneinander im Yogaraum auf die Yogamatten und ich nadelte ein Kind nach dem anderen. Sie machten super mit. Auch andere Kinder schauten rein und waren neugierig. Am nächsten Tag kamen Kinder mit Aufmerksamkeitsdefiziten hinzu und am dritten Tag wurden wir bereits stürmisch am Tor begrüsst und es wurde gestritten wer als Erstes dran kommt. So arbeitet ich 2-3 Stunden pro Tag, eine «Kinderschicht» nach der anderen, auch die Mamas liessen sich behandeln. Sie leiden unter Rücken- und Knieproblemen und Menstruationsschmerzen. Bei den Kindern gab es auch Asthma, Probleme mit den Augen, dickere Bäuche von der Mangelernährung bevor sie ins Kinderdorf kamen, geistige Behinderungen, Knieschmerzen und der Kleinste (Barack) litt unter Bauchkolliken. Ein Kind war HIV positiv übertragen durch die Geburt. Aber der grösste Teil der Kinder wurde wegen Enuresis und wegen Hyperaktivität behandelt. Eine ausführliche Diagnose war nicht möglich. Von den Mamas bekam ich die wichtigsten Informationen, die bestanden aus «Night Pipi» oder «Disturbing». Ich fokussierte mich darauf bei allen Kindern die Nierenenergie sowie die Mitte zu stärken und bei den Zappelphilippen noch den Leber-Qi-Stau zu lösen. Die Kleinsten wurden ohne Nadeln, nur mit Baby-Tuina behandelt. In China habe ich auf der Pädiatrie gearbeitet und dort wurden auch schon Babys kurz genadelt. Von dem meisten Kinder kannte ich auch ihre Geschichte bevor sie zu Nice View kamen. Das sind Geschichten, die niemand hören möchte und man auch niemals wieder vergisst. So behandelte ich Tag für Tag rund 30-40 Kinder, die voll motiviert bei der Sache waren. Es wurden jeden Tag mehr und mehr. Auch die Mamas nahmen immer teil und waren begeistert. Die Kinder lagen nebeneinander und fragten wieso sie die Nadeln nicht am selben Ort bekommen, wie die Freundin nebenan, zogen sich manchmal die Nadeln gegenseitig wieder raus, motivierten skeptischer Kinder mitzumachen oder wollten wissen was da aus der «Injection» rauskomme. Ein Mädchen erklärte mir während der Behandlung, dass sie jetzt genau spüre wie da etwas rauskomme und wo es hinfliesst. Es war unglaublich spannend für mich und lehrreich mit diesen Kindern zu arbeiten. Sie waren so dankbar und offen. Wenn ich sie fragte, wie es gehe, dann ging es immer besser. Die Kinder störten weniger, waren ruhiger, die aufgedunsenen Bäuche wurden kleiner, Belastungsasthma verbesserte sich, die Rücken und Knie der Mamas wurden besser bis ganz schmerzfrei, Moses der geistig behinderte 16jährige Junge konnte besser schlucken und war ruhiger, der Kleine Barack wurde kaum noch von Koliken geplagt und das Beste, es gab Bettnässer Kinder, die bereits nach der ersten Behandlung nicht mehr einnässten. Und das sind Kinder die seit immer jede Nacht einnässen! Ich war selber sehr erstaunt über diese unglaublich schnelle Wirkung in der kurzen Zeit. Natürlich bin ich weiterhin in Kontakt mit dem Kinderdorf und bin gespannt wie es sich weiterentwickelt.